In den Medien wird oftmals vor allem von weiter steigenden Immobilienpreisen berichtet. Nicht selten wird allerdings ausser Acht gelassen, dass insbesondere die Wohnsituation am Mietmarkt weiterhin prekär ist. Dies gilt insbesondere für die Grossstädte, denn dort suchen Alleinstehende und Familien teilweise mehrere Jahre – vergebens – nach einer passenden bzw. bezahlbaren Wohnung. In unserem Beitrag geht es um aktuelle Entwicklung und die Situation am Wohnungsmarkt, die auch in 2020 nicht entspannter sein dürfte.
Steigende Mieten trotz Mietpreisbremse keine Ausnahme
Der Immobilienmarkt ist weiterhin durch steigende Preise für Häuser und Eigentumswohnungen geprägt. Ähnliches gilt ebenfalls für den Mietmarkt, denn auch die Mietpreise ziehen insbesondere in den Metropolen des Landes im Durchschnitt weiter an. Trotz der in mittlerweile vielen Städten angetriebenen Baumassnahmen habe die Grossstädte nach wie vor steigende Mieten zu verzeichnen. Davon betroffen sind insbesondere die sogenannten A-Städte, nämlich:
- Zürich
- Genf
- Basel
- Bern
- Luzern
Dass die Mieten dort und in weiteren Städten ansteigen, hat mehrere Gründe. Zum einen gibt es viele Möglichkeiten für Vermieter, die Miete zu erhöhen. Dazu gehört zum Beispiel, dass der Vermieter nach Renovierungen oder Sanierungen die Miete erhöhen darf. Zum anderen fallen nicht alle Mietwohnungen bezüglich der möglichen Vergleichsmiete in den Bereich des Mietspiegels. In vielen Städten reicht der Mietspiegel nämlich nur bis zu einer bestimmten Quadratmeterzahl Wohnfläche. Insbesondere Luxuswohnungen mit einer grossen Wohnfläche sind es jedoch, bei denen mittlerweile teilweise horrende Mieten verlangt werden. Ein aktuelles Beispiel stammt aus der Stadt Zürich.
Mieten von 3.000 Franken für eine 2-Zimmer-Wohnung keine Seltenheit mehr
Insbesondere im Bereich der grossen und luxuriösen Wohnungen bzw. Apartments scheint es bezüglich der Miete kaum eine Grenze zu geben. Ein aktuelles Beispiel ist in Zürich oder auch Genf zu finden. Diese zwei Städte sind in der Schweiz aktuell die teuersten, wenn es um Mietpreise geht. Dort wurde erst kürzlich eine Mietwohnung mit zwei Zimmern und luxuriöser Ausstattung zum monatlichen Mietpreis von sage und schreibe mehr als 5.000 Franken angeboten.
Sicherlich ist ein solcher Mietpreis aufgrund der luxuriösen Ausstattung und Grösse der Wohnung, insbesondere in einer Grossstadt wie Zürich, nicht repräsentativ. Dennoch zeigt sich auch daran die Entwicklung am Wohnungsmarkt, nämlich dass das Angebot immer häufiger deutlich geringer als die Nachfrage ist. Nur so ist zu erklären, dass derartige Mietpreise nicht nur verlangt werden, sondern sich ein Interessent findet, der diese Miete bezahlt.
Besichtigungstermine oftmals mit über 50 Interessenten
Ein weiteres Indiz bzw. ein Beleg dafür, dass die Situation am Wohnungsmarkt in größeren Städten teilweise sehr angespart ist, ist die Anzahl der Teilnehmer an Besichtigungsterminen. Erst kürzlich wurde zum Beispiel in Genf eine freie Mietwohnung mit einer durchschnittlichen Wohnfläche von 50 m² in mittlerer Lage angeboten. Zu dem vom Makler durchgeführten Besichtigungstermin erschienen nicht weniger als 65 Personen. Rein statistisch betrachtet haben Mietinteressenten bei einer solchen Anzahl eine Chance von unter zwei Prozent, dass sie den Zuschlag für die Wohnung erhalten. Immer häufiger stellen Verbraucherberater zudem fest, dass Bearbeitungsgebühren, erhöhte Abstandzahlungen oder sonstige Gebühren verlangt werden, um den Kreis der Mietinteressenten einzuschränken. Für viele Durchschnittsverdiener ist in den Grossstädten kaum noch eine bezahlbare Wohnung zu finden.
In der Übersicht sind es die folgenden Probleme, die Mieter – insbesondere in den Metropolen – aber zunehmend auch in den kleineren und mittelgrossen Städten des Landes, immer wieder antreffen:
- Wenig freie und bezahlbare Mietwohnungen
- Zusätzliche Kosten durch Abstandszahlungen oder Bearbeitungsgebühren
- Sehr viele Bewerber auf eine Wohnung
- Wohnung oftmals schon wenige Stunden nach Erscheinen der Anzeige vergeben
- Selbst bei dringendem Wohnungsbedarf kaum Lösungen
Die beschriebene Situation führt auch in 2020 nicht selten dazu, dass Alleinstehende und Familien auf Wohnungssuche zum einen viel Glück benötigen und es oft vom Zufall abhängt, ob man die passende Wohnung findet oder nicht. Darüber hinaus dauert es teilweise Jahre, bis eine einigermassen akzeptabel Mietwohnung gefunden wird. Daher sind oftmals teure und wenig sinnvolle Übergangslösungen notwendig, die zum einen unbefriedigend sind und zum anderen oft zusätzliche Kosten verursachen.
Wohnen konzentriert sich immer öfter auf die Zentren
Ein aktuelles Problem des Wohnungsmarktes ist es definitiv, dass ich das Wohnen in der Schweiz immer weiter auf die Grossstädte konzentriert. Dies hängt vor allem damit zusammen, dass Unternehmen und somit Arbeitgeber vorrangig in den Metropolen oder zumindest im nahen Umfeld ansässig sind. Da die Situation für Pendler aus verschiedenen Gründen eher unbefriedigend ist, versuchen die meisten Menschen deshalb, so nah wie möglich am Arbeitsplatz zu wohnen. Diese Fakten verschärfen die Situation am Wohnungsmarkt, während in manchen Regionen des Landes Häuser und Wohnungen teilweise über Jahre hinweg leer stehen. Die Ausläufer der Ballungszentren und Vororte der Grossstädte sind inzwischen kaum noch eine Alternative, denn auch dort herrscht Wohnungsknappheit und sind die Preise deutlich höher als noch vor zehn Jahren.
Ein Blick in die Zukunft: welche Lösungswege gibt es?
Da sich die Situation am Wohnungsmarkt in vielen Städten des Landes weiter verschärft, müssen dringend Lösungen gefunden werden. Je nach politischer Partei gibt es unterschiedliche Lösungsansätze, insbesondere:
- Mieten begrenzen
- Wohnungsbau massiv unterstützen und fördern
- Spezielle Anreize für Neubauten
- Schnellere Baugenehmigungen
- „Zwangsbelegung“ leerstehender Immobilien
- Deckelung der Anzahl ausländischer Investoren
Insbesondere der letzte Punkt ist tatsächlich ein zunehmendes Problem. Immer mehr Investoren aus dem Ausland nutzen Immobilien als Kapitalanlage, was nicht immer bedeutet, dass zum Beispiel Wohnimmobilien tatsächlich vermietet werden. Nicht selten stehen die Immobilien längere Zeit leer, da der Investor einfach nur eine Zeit lang warten möchte, um das Objekt anschliessend zu einem höheren Preis wieder zu veräussern. Falls die Wohnungen doch vermietet werden, werden nicht selten Modernisierungs- und Sanierungsmassnahmen durchgeführt. Somit kann die Miete deutlich erhöht werden und wird dadurch für eine wachsende Anzahl von Mietinteressenten nicht mehr bezahlbar.
Schnellere und mehr Neubauten sind sicherlich ein Lösungsweg, aber stossen in der Praxis oft an ihre Grenzen. Dazu trägt insbesondere der Fachkräftemangel bei und dass Bauunternehmen ohnehin aufgrund über volle Auftragsbücher oft überlastet sind. Es fehlt demnach vor allem in der praktischen Umsetzung, sodass die Aussichten nicht besonders gut sind, dass sich an der verschärften Situation am Wohnungsmarkt in den nächsten drei bis fünf Jahren etwas ändern wird.
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